00:00:01
Willkommen, Brüder und Schwestern!00:00:03
00:00:03
Schön, dass ihr eingeschaltet habt.00:00:06
00:00:06
In diesem Lagebericht erwarten euch
ein paar kurze Berichte.00:00:11
00:00:11
Außerdem sehen wir uns
ein begeisterndes Interview an.00:00:15
00:00:15
Es wird bestimmt
euren Glauben stärken.00:00:18
00:00:18
Zuerst einige Neuigkeiten.00:00:21
00:00:21
Ende April ist Bruder Mark Sanderson
nach Polen gereist.00:00:25
00:00:25
Es fand eine besondere Zusammenkunft
im Kongresssaal von Warschau statt,00:00:30
00:00:30
um die Brüder und Schwestern
zu stärken,00:00:32
00:00:32
die von den Auswirkungen des Kriegs
in der Ukraine betroffen sind.00:00:37
00:00:37
Über 250 000 aus Polen,
der Ukraine und dem Donbass00:00:42
00:00:42
verfolgten das Programm.00:00:44
00:00:45
Ein Kreisaufseher
aus dem Donbass schrieb:00:00:49
00:00:49
„Es war ein wundervolles Programm
und Nahrung zur richtigen Zeit!00:00:54
00:00:55
Zu spüren, wie Jehova uns liebt,
hat mich zu Tränen gerührt.“00:01:00
00:01:01
Nach dem Programm begaben sich00:01:03
00:01:03
Bruder Sanderson und
drei Zweigkomiteemitglieder00:01:06
00:01:07
auf eine 2500 km lange Reise
durch Polen.00:01:12
00:01:13
In Kongresssälen, Königreichssälen
und an Grenzübergängen00:01:17
00:01:17
besuchten sie Flüchtlinge und
hart arbeitende freiwillige Helfer.00:01:23
00:01:24
Dieser Besuch war wirklich ein
Ausdruck der innigen Liebe Jehovas.00:01:29
00:01:30
Wir möchten euch allen
für eure Gebete danken00:01:34
00:01:34
und für eure großzügigen Spenden,00:01:37
00:01:37
die diese Hilfsmaßnahmen
möglich machen.00:01:40
00:01:41
Am 4. Mai wurde
unsere 71 Jahre alte Schwester00:01:44
00:01:44
Walentina Baranowskaja
endlich aus der Haft entlassen.00:01:49
00:01:49
Sie war über ein Jahr im Gefängnis.00:01:51
00:01:53
Bei ihrer Ankunft
wurde sie herzlich empfangen.00:01:57
00:01:59
Wir freuen uns mit dir,
Schwester Walentina!00:02:02
00:02:02
Aber wir vergessen auch nicht,
dass dein Sohn Roman00:02:06
00:02:06
immer noch wegen seines Glaubens
im Gefängnis ist.00:02:09
00:02:09
Wir werden weiter
für euch beide beten.00:02:13
00:02:13
Am 24. Mai00:02:15
00:02:15
wurde Bruder Dennis Christensen
aus dem Gefängnis entlassen.00:02:20
00:02:20
Er verbrachte fünf Jahre00:02:21
00:02:21
in verschiedenen
Haftanstalten in Russland.00:02:24
00:02:24
Nach seiner Freilassung
wurde er direkt abgeschoben.00:02:28
00:02:28
Inzwischen sind er
und seine Frau Irina00:02:30
00:02:30
sicher in Dänemark angekommen.00:02:33
00:02:33
Wir sehen die beiden
im folgenden Video.00:02:36
00:02:56
Heute ist ein freudiger Tag,00:02:58
00:02:58
weil ich aus dem Gefängnis
freigelassen wurde00:03:01
00:03:01
und heim nach Kopenhagen
gekommen bin.00:03:04
00:03:06
Das heißt, ich kann jetzt wieder
mit meinen Freunden00:03:08
00:03:08
und meiner lieben Familie
zusammen sein.00:03:10
00:03:12
Und ich freue mich schon darauf,00:03:13
00:03:13
dass ich jetzt wieder
ein etwas normaleres Leben00:03:16
00:03:16
mit meiner lieben Frau Irina
führen kann.00:03:18
00:03:21
Ich bin sehr glücklich00:03:22
00:03:22
und ich bin dankbar für all das,
was die lieben Brüder und Schwestern00:03:25
00:03:25
in diesen fünf Jahren
für mich getan haben.00:03:28
00:03:29
So viele haben an mich gedacht,
haben mir Briefe geschrieben,00:03:32
00:03:32
haben für mich gebetet.00:03:34
00:03:34
Kinder haben für mich gemalt
und mir Geschenke geschickt.00:03:38
00:03:38
All das hat mir
so viel Kraft gegeben.00:03:41
00:03:44
Und während dieser ganzen Zeit
habe ich immer gespürt,00:03:47
00:03:47
dass ich nicht alleine bin.00:03:49
00:03:49
Jehovas Hand war nie zu kurz,
um zu retten,00:03:52
00:03:52
zu unterstützen, zu helfen.00:03:55
00:03:55
Viele Leute fragen mich:00:03:56
00:03:56
„Oh, Dennis,
haben sie dich fertig gemacht?00:03:59
00:03:59
Hat die Zeit im Gefängnis
dich gebrochen?“00:04:02
00:04:02
Auf keinen Fall!00:04:04
00:04:04
Nie im Leben!00:04:05
00:04:05
Und ich kann nur sagen,00:04:07
00:04:07
ich bin entschlossener als je zuvor,
Jehova treu zu bleiben,00:04:11
00:04:11
entschlossener als je zuvor,
die gute Botschaft bekannt zu machen00:04:15
00:04:15
und Brüdern und Schwestern
und anderen zu helfen,00:04:18
00:04:18
das Ziel zu erreichen –
ewiges Leben im Paradies,00:04:22
00:04:22
wo wir alle für immer Jehova dienen
und ihn preisen können.00:04:26
00:04:26
Also, nein, ich bin nicht gebrochen.00:04:28
00:04:28
Nein, sie haben mich
nicht fertig gemacht.00:04:30
00:04:30
Ich bin immer noch da.00:04:31
00:04:31
Ich bin wieder frei.00:04:33
00:04:34
Wir freuen uns mit euch,
Dennis und Irina!00:04:37
00:04:37
Euer Glaube und eure Integrität
haben uns allen Kraft gegeben.00:04:41
00:04:41
Wir sind überglücklich,
euch wiederzuhaben!00:04:44
00:04:44
Natürlich freuen wir uns sehr
über diese Entwicklungen,00:04:47
00:04:47
aber wir vergessen nicht,00:04:49
00:04:49
dass weltweit immer noch über 150
unserer Brüder und Schwestern00:04:54
00:04:54
wegen ihres Glaubens in Haft sind.00:04:57
00:04:57
In Russland verbüßen vier Brüder
eine achtjährige Gefängnisstrafe00:05:02
00:05:02
und eine Schwester
eine sechsjährige Gefängnisstrafe.00:05:06
00:05:07
Hebräer 13:3 sagt:00:05:10
00:05:18
Wie können wir an unsere Brüder
und Schwestern denken,00:05:21
00:05:21
die im Gefängnis sind?00:05:23
00:05:23
Wenn wir in ihrer Nähe wohnen,00:05:25
00:05:25
ist es uns vielleicht möglich,
praktische Hilfe zu leisten.00:05:29
00:05:29
Aber wir alle können für sie
und ihre Familien beten – jeden Tag.00:05:36
00:05:36
Außerdem können wir
über ihr gutes Beispiel nachdenken.00:05:40
00:05:40
Zu sehen, wie diese Brüder
und Schwestern es ertragen,00:05:43
00:05:43
zu Unrecht im Gefängnis zu sein
und dabei freudig bleiben,00:05:47
00:05:47
motiviert uns, es ihnen gleichzutun.00:05:51
00:05:51
Es motiviert uns,
auch unsere Prüfungen zu ertragen.00:05:56
00:05:56
Und es gibt uns Sicherheit,00:05:58
00:05:58
dass wir auch in künftigen Prüfungen
die Freude bewahren können.00:06:02
00:06:03
Sehen wir uns jetzt ein Interview an,00:06:05
00:06:05
in dem zwei Brüder
aus Russland erzählen,00:06:08
00:06:08
wie sie es geschafft haben,00:06:10
00:06:10
während ihrer vierjährigen Haftzeit
treu und freudig zu bleiben.00:06:15
00:06:16
Die Strafverfolgung gegen mich
begann am 22. Juli 2018.00:06:22
00:06:23
Es war ein Sonntag.00:06:24
00:06:24
Wir hielten gerade
eine Zusammenkunft ab.00:06:26
00:06:27
Nach der Durchsuchung sagten
sie mir, dass ich mitkommen muss.00:06:30
00:06:32
Ich hab die Tür geöffnet,
weil FSB-Beamte Sturm klingelten.00:06:38
00:06:38
Nach ein paar Sekunden
hörte man dann, wie Glas zerbricht.00:06:42
00:06:44
Sie haben das Schutzglas
am Balkon zerschlagen00:06:46
00:06:46
und dann die Balkontür aufgebrochen.00:06:49
00:06:50
Als meine Frau ihnen sagen wollte,00:06:52
00:06:52
dass die Tür bereits offen sei,
damit sie nicht alles kaputt machen,00:06:56
00:06:56
haben Glassplitter
ihre Stirn verletzt.00:06:58
00:06:59
Und dabei ... dabei wurde auch
eine Vene in ihrer Hand verletzt.00:07:04
00:07:06
Die Beamten kamen zu mir und
zeigten mir den Durchsuchungsbefehl.00:07:11
00:07:11
Und ich sagte ihnen:00:07:13
00:07:13
„Der Durchsuchungsbefehl
interessiert mich nicht.00:07:16
00:07:16
Rufen Sie einen Krankenwagen!“00:07:18
00:07:18
Ich wollte, dass meine Frau
ins Krankenhaus kommt,00:07:20
00:07:20
aber sie wollte lieber
bei mir bleiben.00:07:23
00:07:24
Die Durchsuchung
hat fünf Stunden gedauert.00:07:27
00:07:29
Dann haben sie mich festgenommen.00:07:31
00:07:32
Zwei Tage später
fand eine Gerichtsverhandlung statt,00:07:34
00:07:35
bei der entschieden wurde,00:07:36
00:07:36
dass ich in Untersuchungshaft
verbleiben sollte.00:07:39
00:07:47
Während dieser Zeit der Verfolgung
war das Schlimmste die Druckkammer.00:07:51
00:07:53
Als ich die Zelle betrat,00:07:54
00:07:54
oder besser gesagt,
als die Beamten mich hineinstießen,00:07:58
00:07:58
war das Erste, was ich hörte:00:08:00
00:08:00
„Auf die Knie!“00:08:01
00:08:02
Ich habe ihnen gesagt,00:08:03
00:08:03
dass der Einzige,
vor dem ich mich hinknie, Gott ist.00:08:06
00:08:12
Sie haben angefangen,
mich anzuschreien,00:08:14
00:08:14
sich über mich lustig gemacht.00:08:16
00:08:16
Aber ich hab gar nicht verstanden,
was sie eigentlich von mir wollten.00:08:19
00:08:22
Erst nach mehreren Stunden
sagten sie mir dann ganz offen,00:08:25
00:08:25
dass sie Informationen
über zwei Brüder haben wollten,00:08:28
00:08:28
die in einem Ort in der Nähe
festgenommen worden waren.00:08:31
00:08:34
Sie haben alle möglichen Folter-
instrumente vor mir ausgebreitet,00:08:38
00:08:38
mir gesagt, dass ich das
niemals durchstehen würde;00:08:42
00:08:42
also sollte ich besser
mit ihnen zusammenarbeiten.00:08:44
00:08:46
Ich habe ihnen nichts gegen
diese Brüder in die Hand gegeben,00:08:50
00:08:50
weil ich wusste, das würde
ihre Situation nur verschlimmern.00:08:53
00:08:56
Für mich war die Zeit in
Untersuchungshaft besonders schwer.00:09:00
00:09:01
Jeden Tag lief von morgens
bis spät nachts das Radio.00:09:05
00:09:05
Das Radio war sehr laut,
und ständig hat jemand geredet.00:09:10
00:09:10
Nach mehreren Monaten
kam ich dann in Einzelhaft.00:09:14
00:09:15
Ich hab mir Sorgen gemacht
und mich gefragt,00:09:17
00:09:17
wem ich hier predigen sollte00:09:18
00:09:18
und ob ich hier die ganze Zeit
verbringen müsste.00:09:21
00:09:21
An dem Abend hab ich
intensiv gebetet.00:09:25
00:09:33
Ein paar Tage später kam ein Mann
in die Zelle direkt neben mir.00:09:37
00:09:38
Er war schon seit 13 Jahren
im Gefängnis.00:09:41
00:09:41
Im letzten Jahr hatte er angefangen,00:09:43
00:09:43
sich über Gott Gedanken
zu machen00:09:45
00:09:45
und hat sogar begonnen
in der Bibel zu lesen.00:09:47
00:09:48
Wir haben uns oft über
biblische Themen unterhalten,00:09:51
00:09:51
viele Stunden jeden Tag.00:09:53
00:09:53
Ich hab ihm
Königreichslieder vorgesungen00:09:56
00:09:56
und Bibeltexte vorgelesen,00:09:57
00:09:57
die Brüder und Schwestern
in ihren Briefen erwähnt hatten.00:10:00
00:10:03
Ein Mitgefangener in der Druckkammer
arbeitete mit den Beamten zusammen.00:10:08
00:10:08
Er war ungeheuer kräftig,
ein echtes Muskelpaket.00:10:13
00:10:15
Mir kam der Gedanke,
dass dieser Muskelberg vor mir00:10:18
00:10:18
eigentlich zu 80 Prozent
aus Wasser besteht.00:10:21
00:10:22
Ich weiß es nicht mehr sicher,
aber ich glaube,00:10:24
00:10:24
in diesem Moment
hab ich sogar gelächelt.00:10:27
00:10:27
Und dieser Gedanke, den ich ganz
sicher Jehova zu verdanken hatte,00:10:31
00:10:31
hat von diesem Moment an meinen Blick
auf diese Leute verändert.00:10:35
00:10:40
Neben meiner Zelle war noch eine
Einzelhaftzelle, die oft leer war.00:10:44
00:10:45
Fast jeden Tag
hab ich zu Jehova gebetet,00:10:47
00:10:48
dass mein Bruder und Freund Wadim
in diese Zelle verlegt wird.00:10:52
00:10:53
Als Wadim gehört hat,
worum ich bete, sagte er:00:10:56
00:10:56
„Sergei, du bist zu naiv.00:10:58
00:10:59
Aus Sicht der Gefängnisverwaltung
sind wir Komplizen.00:11:02
00:11:03
Es wäre also
gesetzlich gar nicht erlaubt,00:11:04
00:11:05
dass wir in benachbarten Zellen
untergebracht werden.“00:11:08
00:11:08
Ich hab gesagt:
„Ach, warten wir mal ab.“00:11:11
00:11:14
Am Abend kam jemand
in meine Zelle und sagte:00:11:16
00:11:16
„Lewtschuk, du wirst verlegt.“00:11:18
00:11:19
Sie brachten mich
in einen anderen Trakt.00:11:21
00:11:21
Ich kam da in eine Zelle,00:11:23
00:11:23
und dann habe ich Sergeis Stimme
durch die Wand gehört,00:11:25
00:11:25
wie er fragt: „Wadim, bist du’s?“00:11:28
00:11:29
Und ich so: „Ja, ich bin’s.“00:11:30
00:11:30
Und er so: „Oh, wie wundervoll!00:11:33
00:11:33
Ich hab so gebetet, dass du kommst.“00:11:36
00:11:36
Da war ich erst mal
ganz schön sauer auf ihn,00:11:38
00:11:38
weil ich meine ganzen Rückbesuche
nicht mehr machen konnte.00:11:41
00:11:41
Wir hatten ausgemacht,00:11:42
00:11:42
dass ich ihnen eine Geschichte
aus der Bibel erzähl.00:11:45
00:11:45
Aber dann ist mir klar geworden,00:11:47
00:11:47
warum Jehova
das alles so gelenkt hat:00:11:49
00:11:49
Wir haben einfach beide emotionale
Unterstützung gebraucht.00:11:52
00:11:53
Wir waren zwei Wochen lang zusammen.00:11:55
00:11:55
Wir haben zusammen den Tagestext
gelesen und besprochen00:11:58
00:11:58
und auch schöne Gedanken aus Briefen.00:12:01
00:12:08
Während meiner Einzelhaft war ich
einige Tage lang ziemlich deprimiert.00:12:12
00:12:13
Dann bekam ich
einen neuen Stapel Briefe.00:12:15
00:12:16
Normalerweise hab ich sie
in zwei Gruppen sortiert:00:12:18
00:12:18
die, die ich sofort lesen würde,
und die, die ich später lesen würde.00:12:22
00:12:23
Einen Brief wollte ich
irgendwie gar nicht lesen.00:12:25
00:12:25
Und so hab ich ihn
auf einen Extrastapel gelegt.00:12:28
00:12:28
Aber irgendwas in mir hat gesagt:
„Nein, den musst du jetzt lesen.“00:12:33
00:12:33
Und dieser Brief
war die Antwort auf mein Gebet.00:12:36
00:12:37
In dem Brief ging es um eine der
effektivsten Waffen, die Satan nutzt:00:12:42
00:12:42
Entmutigung.00:12:43
00:12:45
Ich hab den Rat aus dem Brief
sofort umgesetzt.00:12:48
00:12:49
Das hat mir geholfen,
aus meinem Tief rauszukommen00:12:51
00:12:51
und meine negativen Gefühle
loszuwerden.00:12:54
00:12:57
Ich hatte überall gute Gespräche00:12:59
00:12:59
mit den Mithäftlingen
in den Nachbarzellen.00:13:02
00:13:02
Man konnte sich einfach
durch die Wand unterhalten.00:13:05
00:13:06
Und ich hab mich gefragt,
warum ich ständig verlegt werde?00:13:10
00:13:10
Können sie mich nicht einfach mal
in einer Zelle lassen?00:13:13
00:13:13
Und genau in dem Moment00:13:15
00:13:15
hab ich dann einen Brief
von einer Schwester bekommen,00:13:17
00:13:17
in dem sie schrieb:00:13:18
00:13:19
„Wenn du von einer Zelle
in eine andere verlegt wirst,00:13:21
00:13:21
sieh es als einen Hinweis,00:13:23
00:13:23
dass du dein Predigtdienstgebiet
bearbeitet hast00:13:25
00:13:25
und jetzt ein neues anfangen sollst.“00:13:28
00:13:28
Das hat mich voll getroffen.00:13:29
00:13:29
Ich hab gemerkt:
Das ist die Antwort!00:13:32
00:13:34
Brüder und Schwestern
aus der ganzen Welt00:13:37
00:13:37
haben uns Zeichnungen,
Bilder und Fotos geschickt.00:13:40
00:13:42
Zum Beispiel hab ich
dieses Bild hier bekommen.00:13:45
00:13:45
Es zeigt
meine Frau Natascha und mich,00:13:47
00:13:47
wie wir in Jehovas Hand sitzen.00:13:50
00:13:50
Alles an geistiger Nahrung,
was wir bekommen haben,00:13:53
00:13:53
kam aus den Briefen.00:13:55
00:13:55
Das ging so weit, dass wir
den gesamten dreitägigen Kongress00:13:58
00:13:58
in schriftlicher Form
per Brief bekommen haben.00:14:01
00:14:03
Und wenn ich die Briefe gelesen hab,
war es so,00:14:05
00:14:05
als wäre ich gar nicht im Gefängnis
oder im Straflager.00:14:09
00:14:09
Es war, als wäre ich
mit meinen Freunden zusammen,00:14:12
00:14:12
also, als wären sie
bei mir zu Besuch.00:14:15
00:14:17
Für die Hälfte der dreieinhalb Jahre
war ich also irgendwie00:14:20
00:14:20
gar nicht wirklich
im Gefängnis oder im Straflager.00:14:23
00:14:25
Während meiner Zeit im Gefängnis00:14:27
00:14:27
hab ich jeden Morgen zu Jehova
um seinen Frieden gebetet,00:14:31
00:14:31
um innere Ruhe.00:14:33
00:14:35
Und wie deutlich man diese Ruhe
in solchen Situationen spüren kann,00:14:39
00:14:39
das ist gar nicht in Worte zu fassen.00:14:42
00:14:42
Man fühlt das genaue Gegenteil
von den Umständen,00:14:45
00:14:45
in denen man sich gerade befindet –00:14:47
00:14:48
von der Gesellschaft,
die einen umgibt00:14:50
00:14:50
oder auch vom eigenen
Gesundheitszustand.00:14:53
00:14:53
Du hast einfach Herzensfrieden00:14:55
00:14:55
und fühlst dich
innerlich komplett ruhig.00:14:58
00:14:59
Außerdem hab ich während
der Gerichtsverhandlungen00:15:02
00:15:02
Jehovas Liebe und die enorme
Unterstützung meiner Brüder gespürt.00:15:06
00:15:06
Es waren jedes Mal richtig viele
Brüder und Schwestern anwesend.00:15:11
00:15:14
Bei den ersten Verhandlungen,
als es darum ging,00:15:17
00:15:17
welche Einschränkungen
mir auferlegt würden,00:15:19
00:15:19
hat der FSB die Namen aller Brüder
und Schwestern aufgeschrieben,00:15:23
00:15:23
die anwesend waren.00:15:24
00:15:24
Und sie wurden zum Verhör vorgeladen.00:15:27
00:15:27
Bei der nächsten Verhandlung00:15:29
00:15:29
waren dieselben Brüder
und Schwestern wieder da.00:15:32
00:15:32
Und das hat uns wirklich gestärkt.00:15:34
00:15:34
Man hat gemerkt,
dass sie keine Angst hatten00:15:36
00:15:36
und dass sie uns
wirklich unterstützen wollten.00:15:39
00:15:39
Und so war es auch
bei jeder weiteren Verhandlung.00:15:42
00:15:50
Ein Brief enthielt die Disposition
für die Gedächtnismahlansprache.00:15:54
00:15:54
Und ich wollte diese Ansprache
unbedingt halten.00:15:57
00:15:59
Ein paar Tage später kam ich
beim Sportmachen im Gefängnishof00:16:02
00:16:02
mit einem Mitgefangenen ins Gespräch,00:16:04
00:16:04
der Interesse an der Bibel hatte.00:16:06
00:16:07
Am Tag vorm Gedächtnismahl00:16:09
00:16:09
haben wir uns dann
wieder unterhalten,00:16:10
00:16:10
und ich fragte ihn:00:16:12
00:16:12
„Wusstest du,
dass morgen auf der ganzen Welt00:16:14
00:16:14
eine besondere Feier stattfindet?“00:16:16
00:16:17
Ich erklärte ihm,
worum es beim Abendmahl geht,00:16:20
00:16:20
erklärte ihm den Ablauf00:16:22
00:16:22
und dass eine Ansprache
gehalten werden würde.00:16:25
00:16:26
Er fragte mich: „Sergei,
kannst du die Ansprache halten?“00:16:30
00:16:30
Und ich sagte: „Ja, mach ich.“00:16:33
00:16:33
Also haben wir ausgemacht,00:16:34
00:16:34
dass ich am nächsten Tag
die Ansprache halten würde.00:16:37
00:16:39
Dann kam der nächste Tag,
der Tag des Abendmahls.00:16:42
00:16:42
Aber um 10 Uhr abends00:16:43
00:16:43
war der Mann noch immer
mit irgendwas beschäftigt.00:16:46
00:16:47
Ich hab zu Jehova gebetet:
„Was soll ich jetzt machen?“00:16:50
00:16:51
Und dann,
um halb elf, rief er mir zu:00:16:53
00:16:53
„Sergei, du kannst anfangen.00:16:55
00:16:55
Wir hören dir alle aufmerksam zu.“00:16:58
00:16:59
Also hab ich angefangen.00:17:01
00:17:03
Nur ein paar Minuten später
hab ich auf dem Flur Schritte gehört.00:17:08
00:17:09
Der Wärter kam zu meiner Tür
und sah durch das Guckloch.00:17:14
00:17:15
Ich fragte ihn: „Ist alles okay?“00:17:18
00:17:18
Und er sagte:00:17:19
00:17:19
„Alles gut, alles gut.
Einfach weiterlesen. Los.“00:17:24
00:17:24
Ich hab gebetet:
„O Jehova, vielen Dank!“00:17:28
00:17:28
Und dann hab ich weitergemacht.00:17:30
00:17:39
Mir war klar, dass wir wahrscheinlich
wieder getrennt00:17:41
00:17:41
und in unterschiedliche Trakte
verlegt werden würden.00:17:44
00:17:45
Dann hätten wir
nicht mehr die Möglichkeit,00:17:46
00:17:46
uns gegenseitig zu unterstützen
und Zusammenkünfte abzuhalten,00:17:50
00:17:50
was für mich sehr wichtig war.00:17:52
00:17:54
Er erklärte,
dass er nach mir schauen müsste,00:17:57
00:17:57
weil ich gesundheitlich
eingeschränkt bin.00:17:59
00:17:59
Und die Gefängnisleitung
hat uns das zugestanden.00:18:02
00:18:03
Das war so eine große Hilfe
für meinen Glauben,00:18:06
00:18:06
aber auch körperlich und emotional.00:18:09
00:18:27
Wir haben gemeinsam
Zusammenkünfte abgehalten,00:18:30
00:18:31
jede Woche, immer zur gleichen Zeit.00:18:34
00:18:59
Manchmal sind andere dazugekommen
und haben zugehört.00:19:02
00:19:14
Wadim und ich haben immer so gebetet,00:19:16
00:19:16
dass alle anderen das sehen konnten:00:19:18
00:19:19
beim Essen, vor und
nach den Zusammenkünften00:19:23
00:19:24
und vor dem Schlafengehen.00:19:25
00:19:27
Das haben andere natürlich bemerkt
und das war ein Zeugnis für sie.00:19:31
00:19:32
Und wir wurden deswegen respektiert00:19:35
00:19:35
als Menschen
mit einer starken Überzeugung.00:19:37
00:19:45
Ich hatte immer im Sinn, dass ich
diese Zeit gut nutzen musste.00:19:49
00:19:49
Das hab ich auch
in meinen Gebeten erwähnt.00:19:52
00:19:52
Um eine Sache habe ich
immer und immer wieder gebetet.00:19:55
00:19:55
Ich habe zu Jehova gesagt:00:19:56
00:19:57
„Jehova, du bist der Töpfer,
ich bin der Ton.00:19:59
00:19:59
Bitte forme mich.“00:20:01
00:20:03
Und alles, was ich in diesen
dreieinhalb Jahren erlebt habe,00:20:06
00:20:06
sowohl das Gute
als auch das Schlechte –00:20:09
00:20:09
es waren immer Gelegenheiten,
um mich formen zu lassen.00:20:12
00:20:14
In all diesen Prüfungen
hab ich gespürt,00:20:17
00:20:17
wie mein Verhältnis zu Jehova
immer stärker wurde,00:20:20
00:20:21
und dass mein Vertrauen
gewachsen ist.00:20:23
00:20:25
Das lag daran,00:20:26
00:20:26
dass ich in diesen Situationen
besonders viel gebetet habe.00:20:30
00:20:30
Und ich hab oft erlebt, wie Jehova
konkrete Gebete beantwortet hat.00:20:34
00:20:35
Das hat mich
Jehova wirklich nähergebracht.00:20:38
00:20:39
Während dieser ganzen Zeit
der Verfolgung00:20:41
00:20:42
haben mich die Worte aus
Jeremia 48:10 sehr motiviert:00:20:46
00:20:46
„Verflucht ist, wer den Auftrag
Jehovas nachlässig ausführt!“00:20:51
00:20:51
Das hat mir klargemacht,00:20:53
00:20:53
dass ich auch unter
diesen schwierigen Umständen00:20:55
00:20:55
Verantwortung hatte, ein Zeugnis
für Jehovas Namen abzulegen –00:20:59
00:20:59
durch mein Auftreten und meine Taten.00:21:02
00:21:03
Eine andere Sache, die mir
die ganze Zeit über geholfen hat,00:21:06
00:21:06
waren die Worte aus Jesaja 57:15.00:21:10
00:21:12
Da heißt es, dass Jehova
bei denen wohnt, die zerschlagen sind00:21:16
00:21:16
und denen es emotional schlecht geht.00:21:19
00:21:20
Ich konnte mir immer
richtig vorstellen,00:21:22
00:21:22
wie Jehova direkt neben mir sitzt,00:21:25
00:21:25
meine Schulter streichelt
und mir versichert:00:21:28
00:21:29
„Alles wird gut. Ich bin bei dir.“00:21:32
00:21:33
Ich hab erlebt, dass alle Prüfungen,
die Jehova zugelassen hat,00:21:37
00:21:37
egal wie schwer sie waren,00:21:39
00:21:39
von ihm in einen Segen
umgewandelt wurden.00:21:42
00:22:07
Was für ein bewegendes Interview!00:22:09
00:22:09
Ist euch aufgefallen,
was unseren Brüdern geholfen hat,00:22:12
00:22:12
ihre ungerechte Haft
mit Freude zu erdulden?00:22:16
00:22:16
Sie haben erwähnt,
wie wichtig es ist,00:22:18
00:22:19
gute Gewohnheiten zu pflegen,00:22:21
00:22:21
wie das Bibellesen, beten
und die Zusammenkünfte,00:22:26
00:22:26
und das selbst im Gefängnis.00:22:28
00:22:28
Sie haben jede Gelegenheit genutzt,
um zu predigen.00:22:32
00:22:32
Und sie haben Jehovas Liebe
und Fürsorge für sie,00:22:35
00:22:35
ganz persönlich gespürt.00:22:38
00:22:38
Wir könnten es genauso machen00:22:40
00:22:40
und so unseren Glauben stärken
und unsere Freude bewahren.00:22:44
00:22:44
Zum Thema Freude:00:22:46
00:22:46
Ist es nicht wirklich ein Geschenk,00:22:48
00:22:48
dass wir wieder Präsenzzusammenkünfte
abhalten können?00:22:52
00:22:52
Sie zu besuchen
erfordert Anstrengung,00:22:55
00:22:55
aber unsere Brüder
und Schwestern zu sehen,00:22:57
00:22:57
sie lachen zu hören,00:22:59
00:22:59
gemeinsam mit ihnen zu singen
und zu beten,00:23:03
00:23:03
ist doch wirklich
jede Anstrengung wert.00:23:07
00:23:07
Es ist ein weiteres Geschenk
von Jehova,00:23:10
00:23:10
damit wir freudig
durchhalten können.00:23:13
00:23:13
Egal welche Schwierigkeiten
du gerade durchmachst,00:23:16
00:23:16
verlier im Dienst für Jehova
niemals deine Freude.00:23:20
00:23:20
In Nehemia 8:10 heißt es:00:23:23
00:23:30
Brüder und Schwestern,00:23:32
00:23:32
wir schätzen euren Einsatz und dass
ihr trotz aller Herausforderungen,00:23:36
00:23:36
denen wir heute begegnen,
die Freude bewahrt.00:23:39
00:23:40
Wir lieben euch dafür umso mehr.00:23:43
00:23:44
Das war JW Broadcasting00:23:47
00:23:47
aus der Weltzentrale
von Jehovas Zeugen.00:23:51
Aktueller Lagebericht der Leitenden Körperschaft, Nr. 4 (2022)
-
Aktueller Lagebericht der Leitenden Körperschaft, Nr. 4 (2022)
Willkommen, Brüder und Schwestern!
Schön, dass ihr eingeschaltet habt.
In diesem Lagebericht erwarten euch
ein paar kurze Berichte.
Außerdem sehen wir uns
ein begeisterndes Interview an.
Es wird bestimmt
euren Glauben stärken.
Zuerst einige Neuigkeiten.
Ende April ist Bruder Mark Sanderson
nach Polen gereist.
Es fand eine besondere Zusammenkunft
im Kongresssaal von Warschau statt,
um die Brüder und Schwestern
zu stärken,
die von den Auswirkungen des Kriegs
in der Ukraine betroffen sind.
Über 250 000 aus Polen,
der Ukraine und dem Donbass
verfolgten das Programm.
Ein Kreisaufseher
aus dem Donbass schrieb:
„Es war ein wundervolles Programm
und Nahrung zur richtigen Zeit!
Zu spüren, wie Jehova uns liebt,
hat mich zu Tränen gerührt.“
Nach dem Programm begaben sich
Bruder Sanderson und
drei Zweigkomiteemitglieder
auf eine 2500 km lange Reise
durch Polen.
In Kongresssälen, Königreichssälen
und an Grenzübergängen
besuchten sie Flüchtlinge und
hart arbeitende freiwillige Helfer.
Dieser Besuch war wirklich ein
Ausdruck der innigen Liebe Jehovas.
Wir möchten euch allen
für eure Gebete danken
und für eure großzügigen Spenden,
die diese Hilfsmaßnahmen
möglich machen.
Am 4. Mai wurde
unsere 71 Jahre alte Schwester
Walentina Baranowskaja
endlich aus der Haft entlassen.
Sie war über ein Jahr im Gefängnis.
Bei ihrer Ankunft
wurde sie herzlich empfangen.
Wir freuen uns mit dir,
Schwester Walentina!
Aber wir vergessen auch nicht,
dass dein Sohn Roman
immer noch wegen seines Glaubens
im Gefängnis ist.
Wir werden weiter
für euch beide beten.
Am 24. Mai
wurde Bruder Dennis Christensen
aus dem Gefängnis entlassen.
Er verbrachte fünf Jahre
in verschiedenen
Haftanstalten in Russland.
Nach seiner Freilassung
wurde er direkt abgeschoben.
Inzwischen sind er
und seine Frau Irina
sicher in Dänemark angekommen.
Wir sehen die beiden
im folgenden Video.
Heute ist ein freudiger Tag,
weil ich aus dem Gefängnis
freigelassen wurde
und heim nach Kopenhagen
gekommen bin.
Das heißt, ich kann jetzt wieder
mit meinen Freunden
und meiner lieben Familie
zusammen sein.
Und ich freue mich schon darauf,
dass ich jetzt wieder
ein etwas normaleres Leben
mit meiner lieben Frau Irina
führen kann.
Ich bin sehr glücklich
und ich bin dankbar für all das,
was die lieben Brüder und Schwestern
in diesen fünf Jahren
für mich getan haben.
So viele haben an mich gedacht,
haben mir Briefe geschrieben,
haben für mich gebetet.
Kinder haben für mich gemalt
und mir Geschenke geschickt.
All das hat mir
so viel Kraft gegeben.
Und während dieser ganzen Zeit
habe ich immer gespürt,
dass ich nicht alleine bin.
Jehovas Hand war nie zu kurz,
um zu retten,
zu unterstützen, zu helfen.
Viele Leute fragen mich:
„Oh, Dennis,
haben sie dich fertig gemacht?
Hat die Zeit im Gefängnis
dich gebrochen?“
Auf keinen Fall!
Nie im Leben!
Und ich kann nur sagen,
ich bin entschlossener als je zuvor,
Jehova treu zu bleiben,
entschlossener als je zuvor,
die gute Botschaft bekannt zu machen
und Brüdern und Schwestern
und anderen zu helfen,
das Ziel zu erreichen –
ewiges Leben im Paradies,
wo wir alle für immer Jehova dienen
und ihn preisen können.
Also, nein, ich bin nicht gebrochen.
Nein, sie haben mich
nicht fertig gemacht.
Ich bin immer noch da.
Ich bin wieder frei.
Wir freuen uns mit euch,
Dennis und Irina!
Euer Glaube und eure Integrität
haben uns allen Kraft gegeben.
Wir sind überglücklich,
euch wiederzuhaben!
Natürlich freuen wir uns sehr
über diese Entwicklungen,
aber wir vergessen nicht,
dass weltweit immer noch über 150
unserer Brüder und Schwestern
wegen ihres Glaubens in Haft sind.
In Russland verbüßen vier Brüder
eine achtjährige Gefängnisstrafe
und eine Schwester
eine sechsjährige Gefängnisstrafe.
Hebräer 13:3 sagt:
Wie können wir an unsere Brüder
und Schwestern denken,
die im Gefängnis sind?
Wenn wir in ihrer Nähe wohnen,
ist es uns vielleicht möglich,
praktische Hilfe zu leisten.
Aber wir alle können für sie
und ihre Familien beten – jeden Tag.
Außerdem können wir
über ihr gutes Beispiel nachdenken.
Zu sehen, wie diese Brüder
und Schwestern es ertragen,
zu Unrecht im Gefängnis zu sein
und dabei freudig bleiben,
motiviert uns, es ihnen gleichzutun.
Es motiviert uns,
auch unsere Prüfungen zu ertragen.
Und es gibt uns Sicherheit,
dass wir auch in künftigen Prüfungen
die Freude bewahren können.
Sehen wir uns jetzt ein Interview an,
in dem zwei Brüder
aus Russland erzählen,
wie sie es geschafft haben,
während ihrer vierjährigen Haftzeit
treu und freudig zu bleiben.
Die Strafverfolgung gegen mich
begann am 22. Juli 2018.
Es war ein Sonntag.
Wir hielten gerade
eine Zusammenkunft ab.
Nach der Durchsuchung sagten
sie mir, dass ich mitkommen muss.
Ich hab die Tür geöffnet,
weil FSB-Beamte Sturm klingelten.
Nach ein paar Sekunden
hörte man dann, wie Glas zerbricht.
Sie haben das Schutzglas
am Balkon zerschlagen
und dann die Balkontür aufgebrochen.
Als meine Frau ihnen sagen wollte,
dass die Tür bereits offen sei,
damit sie nicht alles kaputt machen,
haben Glassplitter
ihre Stirn verletzt.
Und dabei ... dabei wurde auch
eine Vene in ihrer Hand verletzt.
Die Beamten kamen zu mir und
zeigten mir den Durchsuchungsbefehl.
Und ich sagte ihnen:
„Der Durchsuchungsbefehl
interessiert mich nicht.
Rufen Sie einen Krankenwagen!“
Ich wollte, dass meine Frau
ins Krankenhaus kommt,
aber sie wollte lieber
bei mir bleiben.
Die Durchsuchung
hat fünf Stunden gedauert.
Dann haben sie mich festgenommen.
Zwei Tage später
fand eine Gerichtsverhandlung statt,
bei der entschieden wurde,
dass ich in Untersuchungshaft
verbleiben sollte.
Während dieser Zeit der Verfolgung
war das Schlimmste die Druckkammer.
Als ich die Zelle betrat,
oder besser gesagt,
als die Beamten mich hineinstießen,
war das Erste, was ich hörte:
„Auf die Knie!“
Ich habe ihnen gesagt,
dass der Einzige,
vor dem ich mich hinknie, Gott ist.
Sie haben angefangen,
mich anzuschreien,
sich über mich lustig gemacht.
Aber ich hab gar nicht verstanden,
was sie eigentlich von mir wollten.
Erst nach mehreren Stunden
sagten sie mir dann ganz offen,
dass sie Informationen
über zwei Brüder haben wollten,
die in einem Ort in der Nähe
festgenommen worden waren.
Sie haben alle möglichen Folter-
instrumente vor mir ausgebreitet,
mir gesagt, dass ich das
niemals durchstehen würde;
also sollte ich besser
mit ihnen zusammenarbeiten.
Ich habe ihnen nichts gegen
diese Brüder in die Hand gegeben,
weil ich wusste, das würde
ihre Situation nur verschlimmern.
Für mich war die Zeit in
Untersuchungshaft besonders schwer.
Jeden Tag lief von morgens
bis spät nachts das Radio.
Das Radio war sehr laut,
und ständig hat jemand geredet.
Nach mehreren Monaten
kam ich dann in Einzelhaft.
Ich hab mir Sorgen gemacht
und mich gefragt,
wem ich hier predigen sollte
und ob ich hier die ganze Zeit
verbringen müsste.
An dem Abend hab ich
intensiv gebetet.
Ein paar Tage später kam ein Mann
in die Zelle direkt neben mir.
Er war schon seit 13 Jahren
im Gefängnis.
Im letzten Jahr hatte er angefangen,
sich über Gott Gedanken
zu machen
und hat sogar begonnen
in der Bibel zu lesen.
Wir haben uns oft über
biblische Themen unterhalten,
viele Stunden jeden Tag.
Ich hab ihm
Königreichslieder vorgesungen
und Bibeltexte vorgelesen,
die Brüder und Schwestern
in ihren Briefen erwähnt hatten.
Ein Mitgefangener in der Druckkammer
arbeitete mit den Beamten zusammen.
Er war ungeheuer kräftig,
ein echtes Muskelpaket.
Mir kam der Gedanke,
dass dieser Muskelberg vor mir
eigentlich zu 80 Prozent
aus Wasser besteht.
Ich weiß es nicht mehr sicher,
aber ich glaube,
in diesem Moment
hab ich sogar gelächelt.
Und dieser Gedanke, den ich ganz
sicher Jehova zu verdanken hatte,
hat von diesem Moment an meinen Blick
auf diese Leute verändert.
Neben meiner Zelle war noch eine
Einzelhaftzelle, die oft leer war.
Fast jeden Tag
hab ich zu Jehova gebetet,
dass mein Bruder und Freund Wadim
in diese Zelle verlegt wird.
Als Wadim gehört hat,
worum ich bete, sagte er:
„Sergei, du bist zu naiv.
Aus Sicht der Gefängnisverwaltung
sind wir Komplizen.
Es wäre also
gesetzlich gar nicht erlaubt,
dass wir in benachbarten Zellen
untergebracht werden.“
Ich hab gesagt:
„Ach, warten wir mal ab.“
Am Abend kam jemand
in meine Zelle und sagte:
„Lewtschuk, du wirst verlegt.“
Sie brachten mich
in einen anderen Trakt.
Ich kam da in eine Zelle,
und dann habe ich Sergeis Stimme
durch die Wand gehört,
wie er fragt: „Wadim, bist du’s?“
Und ich so: „Ja, ich bin’s.“
Und er so: „Oh, wie wundervoll!
Ich hab so gebetet, dass du kommst.“
Da war ich erst mal
ganz schön sauer auf ihn,
weil ich meine ganzen Rückbesuche
nicht mehr machen konnte.
Wir hatten ausgemacht,
dass ich ihnen eine Geschichte
aus der Bibel erzähl.
Aber dann ist mir klar geworden,
warum Jehova
das alles so gelenkt hat:
Wir haben einfach beide emotionale
Unterstützung gebraucht.
Wir waren zwei Wochen lang zusammen.
Wir haben zusammen den Tagestext
gelesen und besprochen
und auch schöne Gedanken aus Briefen.
Während meiner Einzelhaft war ich
einige Tage lang ziemlich deprimiert.
Dann bekam ich
einen neuen Stapel Briefe.
Normalerweise hab ich sie
in zwei Gruppen sortiert:
die, die ich sofort lesen würde,
und die, die ich später lesen würde.
Einen Brief wollte ich
irgendwie gar nicht lesen.
Und so hab ich ihn
auf einen Extrastapel gelegt.
Aber irgendwas in mir hat gesagt:
„Nein, den musst du jetzt lesen.“
Und dieser Brief
war die Antwort auf mein Gebet.
In dem Brief ging es um eine der
effektivsten Waffen, die Satan nutzt:
Entmutigung.
Ich hab den Rat aus dem Brief
sofort umgesetzt.
Das hat mir geholfen,
aus meinem Tief rauszukommen
und meine negativen Gefühle
loszuwerden.
Ich hatte überall gute Gespräche
mit den Mithäftlingen
in den Nachbarzellen.
Man konnte sich einfach
durch die Wand unterhalten.
Und ich hab mich gefragt,
warum ich ständig verlegt werde?
Können sie mich nicht einfach mal
in einer Zelle lassen?
Und genau in dem Moment
hab ich dann einen Brief
von einer Schwester bekommen,
in dem sie schrieb:
„Wenn du von einer Zelle
in eine andere verlegt wirst,
sieh es als einen Hinweis,
dass du dein Predigtdienstgebiet
bearbeitet hast
und jetzt ein neues anfangen sollst.“
Das hat mich voll getroffen.
Ich hab gemerkt:
Das ist die Antwort!
Brüder und Schwestern
aus der ganzen Welt
haben uns Zeichnungen,
Bilder und Fotos geschickt.
Zum Beispiel hab ich
dieses Bild hier bekommen.
Es zeigt
meine Frau Natascha und mich,
wie wir in Jehovas Hand sitzen.
Alles an geistiger Nahrung,
was wir bekommen haben,
kam aus den Briefen.
Das ging so weit, dass wir
den gesamten dreitägigen Kongress
in schriftlicher Form
per Brief bekommen haben.
Und wenn ich die Briefe gelesen hab,
war es so,
als wäre ich gar nicht im Gefängnis
oder im Straflager.
Es war, als wäre ich
mit meinen Freunden zusammen,
also, als wären sie
bei mir zu Besuch.
Für die Hälfte der dreieinhalb Jahre
war ich also irgendwie
gar nicht wirklich
im Gefängnis oder im Straflager.
Während meiner Zeit im Gefängnis
hab ich jeden Morgen zu Jehova
um seinen Frieden gebetet,
um innere Ruhe.
Und wie deutlich man diese Ruhe
in solchen Situationen spüren kann,
das ist gar nicht in Worte zu fassen.
Man fühlt das genaue Gegenteil
von den Umständen,
in denen man sich gerade befindet –
von der Gesellschaft,
die einen umgibt
oder auch vom eigenen
Gesundheitszustand.
Du hast einfach Herzensfrieden
und fühlst dich
innerlich komplett ruhig.
Außerdem hab ich während
der Gerichtsverhandlungen
Jehovas Liebe und die enorme
Unterstützung meiner Brüder gespürt.
Es waren jedes Mal richtig viele
Brüder und Schwestern anwesend.
Bei den ersten Verhandlungen,
als es darum ging,
welche Einschränkungen
mir auferlegt würden,
hat der FSB die Namen aller Brüder
und Schwestern aufgeschrieben,
die anwesend waren.
Und sie wurden zum Verhör vorgeladen.
Bei der nächsten Verhandlung
waren dieselben Brüder
und Schwestern wieder da.
Und das hat uns wirklich gestärkt.
Man hat gemerkt,
dass sie keine Angst hatten
und dass sie uns
wirklich unterstützen wollten.
Und so war es auch
bei jeder weiteren Verhandlung.
Ein Brief enthielt die Disposition
für die Gedächtnismahlansprache.
Und ich wollte diese Ansprache
unbedingt halten.
Ein paar Tage später kam ich
beim Sportmachen im Gefängnishof
mit einem Mitgefangenen ins Gespräch,
der Interesse an der Bibel hatte.
Am Tag vorm Gedächtnismahl
haben wir uns dann
wieder unterhalten,
und ich fragte ihn:
„Wusstest du,
dass morgen auf der ganzen Welt
eine besondere Feier stattfindet?“
Ich erklärte ihm,
worum es beim Abendmahl geht,
erklärte ihm den Ablauf
und dass eine Ansprache
gehalten werden würde.
Er fragte mich: „Sergei,
kannst du die Ansprache halten?“
Und ich sagte: „Ja, mach ich.“
Also haben wir ausgemacht,
dass ich am nächsten Tag
die Ansprache halten würde.
Dann kam der nächste Tag,
der Tag des Abendmahls.
Aber um 10 Uhr abends
war der Mann noch immer
mit irgendwas beschäftigt.
Ich hab zu Jehova gebetet:
„Was soll ich jetzt machen?“
Und dann,
um halb elf, rief er mir zu:
„Sergei, du kannst anfangen.
Wir hören dir alle aufmerksam zu.“
Also hab ich angefangen.
Nur ein paar Minuten später
hab ich auf dem Flur Schritte gehört.
Der Wärter kam zu meiner Tür
und sah durch das Guckloch.
Ich fragte ihn: „Ist alles okay?“
Und er sagte:
„Alles gut, alles gut.
Einfach weiterlesen. Los.“
Ich hab gebetet:
„O Jehova, vielen Dank!“
Und dann hab ich weitergemacht.
Mir war klar, dass wir wahrscheinlich
wieder getrennt
und in unterschiedliche Trakte
verlegt werden würden.
Dann hätten wir
nicht mehr die Möglichkeit,
uns gegenseitig zu unterstützen
und Zusammenkünfte abzuhalten,
was für mich sehr wichtig war.
Er erklärte,
dass er nach mir schauen müsste,
weil ich gesundheitlich
eingeschränkt bin.
Und die Gefängnisleitung
hat uns das zugestanden.
Das war so eine große Hilfe
für meinen Glauben,
aber auch körperlich und emotional.
Wir haben gemeinsam
Zusammenkünfte abgehalten,
jede Woche, immer zur gleichen Zeit.
Manchmal sind andere dazugekommen
und haben zugehört.
Wadim und ich haben immer so gebetet,
dass alle anderen das sehen konnten:
beim Essen, vor und
nach den Zusammenkünften
und vor dem Schlafengehen.
Das haben andere natürlich bemerkt
und das war ein Zeugnis für sie.
Und wir wurden deswegen respektiert
als Menschen
mit einer starken Überzeugung.
Ich hatte immer im Sinn, dass ich
diese Zeit gut nutzen musste.
Das hab ich auch
in meinen Gebeten erwähnt.
Um eine Sache habe ich
immer und immer wieder gebetet.
Ich habe zu Jehova gesagt:
„Jehova, du bist der Töpfer,
ich bin der Ton.
Bitte forme mich.“
Und alles, was ich in diesen
dreieinhalb Jahren erlebt habe,
sowohl das Gute
als auch das Schlechte –
es waren immer Gelegenheiten,
um mich formen zu lassen.
In all diesen Prüfungen
hab ich gespürt,
wie mein Verhältnis zu Jehova
immer stärker wurde,
und dass mein Vertrauen
gewachsen ist.
Das lag daran,
dass ich in diesen Situationen
besonders viel gebetet habe.
Und ich hab oft erlebt, wie Jehova
konkrete Gebete beantwortet hat.
Das hat mich
Jehova wirklich nähergebracht.
Während dieser ganzen Zeit
der Verfolgung
haben mich die Worte aus
Jeremia 48:10 sehr motiviert:
„Verflucht ist, wer den Auftrag
Jehovas nachlässig ausführt!“
Das hat mir klargemacht,
dass ich auch unter
diesen schwierigen Umständen
Verantwortung hatte, ein Zeugnis
für Jehovas Namen abzulegen –
durch mein Auftreten und meine Taten.
Eine andere Sache, die mir
die ganze Zeit über geholfen hat,
waren die Worte aus Jesaja 57:15.
Da heißt es, dass Jehova
bei denen <i>wohnt</i>, die zerschlagen sind
und denen es emotional schlecht geht.
Ich konnte mir immer
richtig vorstellen,
wie Jehova direkt neben mir sitzt,
meine Schulter streichelt
und mir versichert:
„Alles wird gut. Ich bin bei dir.“
Ich hab erlebt, dass alle Prüfungen,
die Jehova zugelassen hat,
egal wie schwer sie waren,
von ihm in einen Segen
umgewandelt wurden.
Was für ein bewegendes Interview!
Ist euch aufgefallen,
was unseren Brüdern geholfen hat,
ihre ungerechte Haft
mit Freude zu erdulden?
Sie haben erwähnt,
wie wichtig es ist,
gute Gewohnheiten zu pflegen,
wie das Bibellesen, beten
und die Zusammenkünfte,
und das selbst im Gefängnis.
Sie haben jede Gelegenheit genutzt,
um zu predigen.
Und sie haben Jehovas Liebe
und Fürsorge für sie,
ganz persönlich gespürt.
Wir könnten es genauso machen
und so unseren Glauben stärken
und unsere Freude bewahren.
Zum Thema Freude:
Ist es nicht wirklich ein Geschenk,
dass wir wieder Präsenzzusammenkünfte
abhalten können?
Sie zu besuchen
erfordert Anstrengung,
aber unsere Brüder
und Schwestern zu sehen,
sie lachen zu hören,
gemeinsam mit ihnen zu singen
und zu beten,
ist doch wirklich
jede Anstrengung wert.
Es ist ein weiteres Geschenk
von Jehova,
damit wir freudig
durchhalten können.
Egal welche Schwierigkeiten
du gerade durchmachst,
verlier im Dienst für Jehova
niemals deine Freude.
In Nehemia 8:10 heißt es:
Brüder und Schwestern,
wir schätzen euren Einsatz und dass
ihr trotz aller Herausforderungen,
denen wir heute begegnen,
die Freude bewahrt.
Wir lieben euch dafür umso mehr.
Das war JW Broadcasting
aus der Weltzentrale
von Jehovas Zeugen.
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